Gute Jobaussichten für Wirtschaftsprüfer
Dem Beruf des Wirtschaftsprüfers eilt ein exzellenter Ruf voraus. Er gilt als sicher, auch in krisengeschüttelten Zeiten, und spannend. Jeder Absolvent der Wirtschaftsprüfung steht letztendlich vor der Entscheidung, ob er lieber für einen der „Big Four“ oder für eine Firma des Mittelstands arbeiten möchte. Genügend Auswahl ist definitiv vorhanden. Seit 1961 steigt die Anzahl der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften.
Vakante Stellen und immer weniger Bewerber
Die Branche der Wirtschaftsprüfer ist momentan sehr in Bewegung. Im Vergleich zum Vorjahr findet man in Jobbörsen deutlich mehr Gesuche auf vakante Stellen als Wirtschaftsprüfer. Laut der Handelsblatt-Jobturbo-Statistik beläuft sich dieser Anstieg auf gut 10 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr. Die Zahlen wurden durch Auszählen von Annoncen aus (Online-)Jobbörsen, Zeitungen und Karriereseiten der Spitzen-Unternehmen ermittelt.
Außerdem suchen die Firmen nicht mehr zwingend nur Wirtschaftswissenschaftler oder Juristen, sondern auch Experten des MINT-Bereichs (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). Diese verfügen über ausgezeichnete technische Kenntnisse, welche der Wirtschaftsprüfungsbranche in Zeiten des digitalen Wandels zugutekommen.
Des Weiteren lässt sich ein deutlicher Abfall der Bewerber für das Wirtschaftsprüfungsexamen feststellen. Im Jahr 2014 gab es etwa ein Drittel weniger Kandidaten als im Jahr 2011. Im Vergleich zu 2013 ist ein Rückgang um gut 13 Prozent zu verzeichnen. Daher haben kompetente Kandidaten heute umso bessere Chancen auf einen guten Berufseinstieg in die Wirtschaftsprüfung. Diese Sicht der Dinge bestätigt auch Prof. Dr. Norbert Neu, Mitglied und Sprecher der Gesamtleitung der Wirtschaftsprüfungs-, Steuer- und Rechtsberatungskanzlei DHPG.
„Big Four“ vs. mittelständische Unternehmen
Deloitte, Ernst & Young, Pricewaterhouse Coopers und KPMG, die so genannten „Big Four“, kommen Bewerber häufig als erste Anlaufstellen für Bewerbungen in den Sinn. Jedoch ist die Branche der Wirtschaftsprüfer wesentlich breiter gefächert. Dazu Pro. Dr. Neu:
„Es gibt neben den großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, den „Big Four“, auch mehrere mittelgroße mittelständische Kanzleien, die oft einem weltweiten Netzwerk zugehören, sowie sehr viele kleinere Unternehmen. Da sollten Bewerber die Vor- und Nachteile der verschiedenen Gesellschaften kennen.“
Die Firmen des Mittelstands bemühen sich stets darum, ihre Arbeitgeberattraktivität auszuweiten. Mit Blick auf die „Big Four“ haben auch mittelständische Betriebe an ihrer internationalen Ausrichtung gearbeitet, dank internationaler Netzwerke. Beispielsweise werden in diesem Punkt auch Auslandsaufenthalte und spezielle Weiterbildungen angeboten.
Unternehmenskultur, Tätigkeitsrahmen und persönliche Präferenzen entscheiden
Die Aufgaben und Entfaltungsmöglichkeiten unterscheiden sich in der Regel stark: Wenn man für einer großen Wirtschaftsprüfer arbeitet, beim dem der hohe Marktanteil und börsennotierte Unternehmen verlockend sein können, ist man eher als Spezialist für bestimmte Aufgabengebiete und Industriezweige tätig. Hingegen ist bei kleineren Unternehmen Vielseitigkeit gefragt, insbesondere eine persönliche und interdisziplinäre Unterstützung.
Grundsätzlich sind die Möglichkeiten und Aussichten sowohl bei kleineren Unternehmen als auch bei den „Big Four“ hervorragend. Hier entscheiden also die eigenen Präferenzen, wie Prof. Dr. Neu bestätigt:
„Je eher man sich informiert, sich auch in Praktika ein Bild von der Unternehmenskultur und dem Tätigkeitsrahmen im Unternehmen macht, desto besser. Letztlich muss jeder Bewerber abwägen, welche besser zu ihm passt.“
Dabei ist der Schritt von einem großen Betrieb zu einem kleineren Unternehmen übrigens einfacher als umgekehrt. Nebenbei bieten sich auch oft für Wirtschaftsprüfer die Option nebenberuflich tätig zu sein. Die Kosten für den notwendigen Versicherungsschutz, die Berufshaftpflichtversicherung, sind auch sehr überschaubar.